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I saw more than I can tell | Christine Turnauer


Ganz nach dem Ausstellungstitel “I saw more than I can tell” fühlen wir uns nach dem Besuch der tief gehenden Ausstellung im Wiener Weltmuseum Anfang dieses Jahres.


We saw more than we can tell - wir sahen weitaus mehr in den Fotografien von Christine Turnauer als wir hier in diesem Artikel zum Mitteilen versuchen. Die Porträts der indigenen Nordamerikaner:innen, deren Aussagen und Gedanken berührten und faszinierten uns. Wir versuchen hier unsere Eindrücke und Faszination mit dir zu teilen.


indigener Mann in traditioneller indigener Kleidung bei einem Powwow fotografiert von Christine Turnauer
© Christine Turnauer - Phillip Bread, Kiowa, 1986

Die österreichische Fotografin Christine Turnauer hinterlässt mit ihren Portrait-Fotografien einen Einblick über die Teilnehmer:innen an den Powwows. Powwows sind gesellschaftliche Zusammenkünfte bzw. Veranstaltungen von indigenen Männern, Frauen und Kindern aus ganz Nordamerika. Sie feiern mit Stolz ihre Identität als Angehörige bzw. Nachfahren verschiedener Völker und ursprünglicher Bewohner.


Die traditionelle Kleidung ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Kultur, insbesondere hinsichtlich der kulturellen Weitergabe und Stärkung der Identitäten. Auch Schmuck ist seit der Zeit vor dem ersten Kontakt mit Europa eine hoch geschätzte Form des künstlerischen Ausdrucks in den nordamerikanischen indigenen Gemeinschaften. Diese Gewänder verbinden den ästhetischen Aspekt mit einer Vielzahl von Symbolen, die zur spirituellen Ordnung gehören. Die äußere Form enthält das innere Leben. Eine Aussage einer portraitierten Person geht tief:


While I stand here, I see more than I can tell, and understood more than I saw, For I was seeing in a sacred manner the shapes of all things in the spirit. And the shape of all shapes as they must live together like one being. And I saw that the sacred loop of my people was one of many loops that made one circle.

~ Chief Black Elk Ogiala Sioux



Die Fotografin beobachtet bei ihrer ethnographischen aber auch photographischen Tätigkeit während der Powwows, dass das Tragen der traditionellen Kleidung wie ein spontaner Ausdruck ihrer selbst wirkt und die Kleidung untrennbar mit einer Haltung des Stolzes und der inneren Freiheit verbunden ist.


Die Indigenen scheinen eine direkte Verbindung zu ihren Vorfahren zu haben. Es ist ein direkter Ausdruck ihrer selbst und ihrer Herkunft. Ihr Sein in den Kostümen zeigt auch eine in ihnen innewohnenden Spannung zwischen Reduktion und Detailreichtum und zwischen individueller und kollektiver Identität.


indigener älterer Mann mit längeren Haaren in traditioneller indigener Kleidung bei einem Powwow fotografiert von Christine Turnauer
© Christine Turnauer – Edwin Calf Robe, Blood, 1985

Diese Buntheit, Ausdrucksstärke der Kostüme und Persönlichkeiten verlangen nach zumindest ähnlich wirkender Farbe in den Fotografien. Doch die Fotografin entscheidet sich bewusst für Abwesenheit von Farbe.


Sie lädt die Indigenen des Powwows in ihr mobiles Fotografie-Studio in einem Zelt ein. Gemeinsam mit den neutral gewählten Hintergründen und “powwowschen” Nord- und Tageslicht stehen die Portraitierten ganz in ihrem Fokus und natürlichem Ausdruck als Menschen, Repräsentant:innenen kultureller Traditionen und unverwechselbaren Persönlichkeiten. So sind auch die Posen von ihnen selbst aktiv gewählt, sie waren, wer sie waren, und stolz darauf, zu sein, wer sie sind.


I am all the forces and objects with which I come into contact, I am the wind - the trees - and the birds and the darkness. Who am I...

~ Patty Harjo



Ihre Bilder wurden also mit ihnen und nicht von ihnen aufgenommen. Was als Pose missverstanden werden könnte, ist in Wirklichkeit "Haltung" an der Oberfläche, die des Körpers, aber ebenso die Beziehung der Seele zur Welt. So sind die Fotografien nicht nur wahrhaftige Dokumente mit kulturspezifischen Ausdruck, sondern auch Ausdruck einer Begegnung zwischen fotografierten und der fotografierenden Person.


indigener Mann in traditioneller indigener Kleidung bei einem Powwow fotografiert von Christine Turnauer
© Christine Turnauer – Kevin Haywabe, Assiniboine, 1986

Das visuelle Festhalten von Geschichten, Traditionen, Werten, Bräuchen der indigenen Kultur spielte bereits in ferner Vergangenheit eine bedeutende Rolle. Kunsthandwerker des Stammes hielten den Glauben und die Kulturgeschichte ihres Volkes in Zeichen und Motiven fest: es wurde geätzt, gemalt, gewebt und Werke mit Rüschen versehen. Im Mittelpunkt dieser visuellen Sprache steht der Glaube, dass das ganze Universum von spiritueller Energie und Harmonie durchdrungen ist, wie einer der Portraitierten meinte:

Our teachers tell us that all things within this universe wheel know their harmony with every other thing, and know to give away one to the other - except man.

~ Hyemeyohsts Storm Cheyenne



Es ist der Glaube an das vielschichtige Universum, die miteinander verbundenen Wesen, die Zirkularität und das Gleichgewicht:

Everything the power of the world does is done in circles, the wind in its greatest powers whirls, birds make their nests in circles, for theirs is the same religion as ours, even the seasons form a great circle in their changing, and always come back again to where they were.

~ Chief Black Elk Oglala Sioux



zwei indigene Kinder in traditioneller indigener Kleidung bei einem Powwow fotografiert und portraitiert von Christine Turnauer
© Christine Turnauer – John and Elijah Jules, father and son, Shushwap, 1986

Ihr eigenes eigentliches Land und die Natur in der sie leben haben den größte Einfluss auf ihre Kultur und auf ihr Dasein:


We did not think of the great open plains, the beautiful rolling hills, and the winding streams with tangled growth, as wild. Only for the white man was nature wildness, to us it was tame. The earth was beautiful, and we were surrounded by blessings of the great mystery.

~ Chief Luther Standing Bear Sioux


Lass die Zitate und die Bilder einfach auf dich wirken. Vielleicht geht es dir wie uns und du siehst, spürst und fühlst auch viel mehr als du ausdrücken und teilen kannst.


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Sources:



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