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AutorenbildOlivia Köhler

Georg Maier | durch die 4 Elemente der Welt neu begegnen

Georg Maier eröffnet einen neuen Weg der Welt zu begegnen. Die vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer sind dabei nicht weiter einfache Bestandteile von Dingen. Vielmehr sind sie verschiedene Zugänge zu unserem Eingebundensein in die Welt. Entdecke wie wir uns der Natur und der Welt auf diese Weise nähern können.



1970 verfasste der in 1933 geborene deutsche Physiker Georg Maier den Aufsatz "Die Elemente als Stufen der Naturbetrachtung". Dieser ist die Grundlage für die Ausführungen in diesem Artikel.


Inspiriert vom altgriechischen Konzept der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer beschrieb Maier, wie wir uns der Natur durch diese Elemente auf vier verschiedene Arten nähern können. Jedes dieser Elemente steht für eine andere Ebene des Wissens.


Personen, die Georg Maier kennenlernen durften beschrieben, dass sie durch ihn zu neuen Beziehung zu diversen Themen inspiriert wurden. Sie konnten durch wachsendes Interesse und freudiges Staunen, neue Beobachtungen und Entdeckungen sowie ein tieferes Verständnis kontinuierlich genährt und bereichert werden.



Der Brunnen - Verkörperung der Elemente


In seinem oben erwähnten Aufsatz zieht Maier einen historischen Brunnen heran, um uns zu zeigen, wie die vier klassischen Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer darin erkennbar und erlebbar sind.


Viel mehr noch wie sich diese offenbaren, wenn wir bereit sind der Welt aus den verschiedenen Perspektiven zu begegnen. Diese Perspektiven ergänzen sich gegenseitig, so wie es auch die Elemente selbst tun.


  • Erde: "Der steinerne Trog des Brunnens ist dauerhaft und beständig. Generationen von Menschen haben ihn gekannt. Wir können uns an seine Form erinnern und darauf vertrauen, dass wir ihn immer wieder an der gleichen Stelle finden werden." -> Kontinuität der Erscheinung -> etwas, das sich nicht ändert

  • Wasser: "Das Wasser, das durch den Trog fließt, nimmt die Form des Beckens an. Die Wasseroberfläche breitet sich aus. Das Wasser ist immer neu, aber es verhält sich immer gleich." -> Kontinuierliche Bewegung -> Beziehung von Einfließendem und Ausfließendem -> Beziehung zum Außen

  • Luft: "Manchmal spielt der Wind mit dem Strom des fallenden Wassers. Im Wechsel des Wetters ist der Brunnen Teil eines größeren Zusammenhangs, der sich ständig verändert." Vielleicht friert das Wasser, Regentropfen fallen hinein oder es ist so glatt, dass sich der Himmel darin spiegelt. -> ständiger Wandel -> nichts wiederholt sich -> präsent sein

  • Feuer: "An einem heißen Sommertag genießen wir dankbar das kühle und erfrischende Wasser. Erst dann beziehen wir uns auf den Brunnen in seiner wesentlichen Natur als Trinkbrunnen." -> es geht um die Tat des Menschen -> Zweck wird durch den Menschen zum Leben erweckt


Historischer Steintrog, der die vier elemente nach Georg Meier symbolisiert


Denke neu, die Elemente lehren uns


Diese Sichtweise auf die Elemente und die Welt offenbaren sich, wenn wir bereit dazu sind, alles aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Die Auseinandersetzung mit den Elementen kann uns laut Maier eine Richtung dazu vorgeben. Im Folgenden erfährst du für jedes Element mehr zu seinen Gedanken.


Erde & das Feste

~ Offenheit für alles Gegebene & Objekt der Beständigkeit


Das Element Erde steht für das Feste. Es sind die Dinge, die du beispielsweise auf deinem Schreibtisch sehen kannst, sei es eine getöpferte Tasse oder ein Stein, der da liegt. Wir können einen solchen Gegenstand beobachten und uns mit seiner Form, Beschaffenheit und Färbung vertraut machen und so die Voraussetzungen schaffen, um ihn wiederzuerkennen, wenn wir ihm wieder gegenüberstehen.


Hier geht es um das, was sich nicht verändert. Du kannst immer wieder dazu zurückkehren und es ist dauerhaft. Es hat eine Form und es ruht in sich.


Du kannst alle Details dieser Objekte durch die Beobachtung als "Zaungast" beschreiben. Dadurch sehen wir die Dinge im Sinne des Objektdenkens als Objekt, getrennt von uns. Ich bin somit getrennt vom Objekt und außerhalb. Ich erfasse alles objektiv. Ich bin nicht eingebunden oder verbunden.



Wasser & das Flüssige

~ die umsichtige Aufmerksamkeit für alle Erscheinungen in ihrer Beziehung zueinander & anpassungsfähiger Prozess


Was kann uns das Wasser lehren und erzählen? Es lebt uns unser Eingebundensein in die Welt vor. Es lässt uns (Wechsel-)Beziehungen verstehen und die Dinge als solche zu sehen. Um dies zu begreifen erfordert es eine erhöhte Aufmerksamkeit von uns.


Das Wasser verlässt beispielsweise einen See, fließt in einen Bach, dann vielleicht in einen Brunnen, weiter in einen anderen See. Es herrscht eine ständige Wechselbeziehung zwischen einfließendem und ausfließendem Wasser. So bringt eine Veränderung eine andere neue Veränderung mit sich. Eine Bewegung führt zu einer anderen Bewegung.


Die Form des Flüssigen beziehungsweise des Wassers ist nicht dauerhaft und wir sind ständig Zeugen von Verwandlungen. Wir können Details nicht isoliert von den umgebenden Umständen betrachten und die Formen und Muster der Flüssigkeiten sind miteinander verbunden.


Indem wir Wahrnehmungen miteinander verbinden, lernen wir, Ordnung zu verstehen. Wenn wir das Element Wasser studieren, müssen wir alle Umstände berücksichtigen und die Welt um uns herum als ein gesamthaftes Bild betrachten. Ein aktives Denken ist erforderlich, um eine gesetzmäßige Beziehung der Art "wenn...dann" zu finden.


Mit Goethe's "Gesang der Geister über den Wassern" (1797) lässt sich das sehr gut verdeutlichen.


"Strömt von der hohen,

Steilen Felswand

Der reine Strahl,

Dann stäubt er lieblich

In Wolkenwellen

Zum glatten Fels,

[...]


Ragen Klippen

Dem Sturz entgegen,

Schäumt er unmutig

Stufenweise

Zum Abgrund."


Das Wesen des Wassers wird von Goethe in Bezug auf bestimmte äußere Faktoren beschrieben. Wenn der Wasserstrahl von Felswand herunterströmt, dann stäubt er. Wenn er den Klippen begegnet, dann schäumt er. Hier gibt es zwar eine Trennung zwischen Subjekt und Objekt, aber eine rein funktionale, denn der Beobachter muss sich auf die Erfahrung des Flüssigen (und das Wesen des Wassers in all seinen Facetten) einlassen.


Die Elemente und die Welt sind fluide. Ich gehe zum Wasser und ich kann dieses nicht in mein Arbeitszimmer holen. Das Wasser im Bach fliest weiter und weiter. Demnach kann ich auch nicht zweimal in denselben Bach steigen. Das Wasser ist weitergeflossen. Der Bach ist ein anderer.


Es ist zudem möglich, so tief in die Erfahrung des fallenden, spritzenden Wassers oder eines vorbeifließenden Baches einzutauchen, dass ich mich darauf mit meinem ganzen Körper und meiner Seele einlasse. Im Vergleich zur Erfahrung des völligen Einlassens ist die Haltung des vorher aufgezeigten "wenn...dann" eine Reduktion.



Luft & das Gasförmige

~ die unablässige Verwandlung & intensive Entwicklung


An der Luft nehmen wir als Atmende teil. Wir atmen Luft ein und wir atmen Luft aus. Eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Wir können uns nicht von der Luft lösen und sie auch nicht als Objekt sehen. Wir sind in der Luft und die Luft ist in uns. Somit wird hier die Trennung zwischen Subjekt und Objekt aufgelöst.


Das Element Luft zeigt uns die Einbettung und Verbindung aller Subjekte und Objekte in dieser Welt. Das Element Luft ist nie von uns getrennt und wir sind nie von ihm getrennt.


Außerdem gibt es keinen Teil der Luft, der zu einem bestimmten Ort gehört. Bei Wasser könnte man zumindest noch sagen, dass der Bach zu diesem Tal oder Landesteil gehört. Doch es gibt keine brasilianische, italienische oder südafrikanische Luft. Alle Menschen und Lebewesen dieser Welt teilen die Luft, eine Trennung ist nicht möglich.


Die Luft ist in unaufhörlicher Verwandlung. Es geht um tiefgreifende Veränderung. Kein Moment wiederholt sich, jeder Moment ist sein eigener Moment. Denken wir an Wolken. Sie bilden sich, verändern sich ständig, lösen sich auf, verschwinden. Wie eine künstlerische Darbietung. Die Konstellation vieler Faktoren.


Wetterereignisse entwickeln sich als raum-zeitliche Gebilde in ständigem Wandel. Wenn wir das Wetter beobachten wollen, müssen wir uns tatsächlich auf diese Transformationen einlassen.


Das Wesen der Luft lädt dich ein präsent zu sein, wenn diese Performances der Welt stattfinden. Die Welt ist Ereignis-reich. Du solltest aufhören, dich davon getrennt zu fühlen. Sei Zeuge dessen. Sei bewusst dabei, wenn etwas stattfindet - sei es etwas in unserer zwischenmenschlichen Welt oder draußen in der mehr-als-menschlichen Welt.


Wenn du bestimmte Qualitäten der Elemente wahrnimmst und benennst, lässt du dich auf dein menschliches Inneres und damit auf dein Seelenleben, ein. Nimm eine bestimmte Beobachtung auf und lass sie zu einer qualitativen Erfahrung heranreifen. Dies zu praktizieren bedeutet, dein eigenes inneres Seelenleben zu formen und lebendiger werden zu lassen.


Das Element Luft verlangt von uns, auf die Beziehung zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten zu achten und zu erkennen, dass alles in ständiger Bewegung und miteinander verbunden ist. Diese Änderung der Sichtweise auf die Welt und die Elemente und Verkörperung dessen würde in unserer jetzigen, modernen Gesellschaft definitiv eine positive Veränderung herbeiführen.



Feuer & die Wärme

~ die innere Bereitschaft zum Handeln & effektive Handlung


Das Element Feuer steht für Wärme und Verwandlung. Maier erklärt, dass das Feuer die Materialien, die es berührt, umwandelt und dass diese Umwandlung unumkehrbar ist.


Das Element fordert uns auf, die Unumkehrbarkeit der Verwandlung zu erkennen und zu verstehen, dass die Verwandlung ein wesentlicher Aspekt der Existenz ist.


Man könnte das Feuer laut Maier auch das "Tat-Element" nennen. Übersetzt für uns Menschen geht es um die Bereitschaft zum Handeln und darum, das was wir tun, in voller Achtsamkeit zu tun. Wir sollen laut Maier verstehen, was wir tun und wofür wir es tun. Es geht auch darum zu erkennen, dass wir das was wir tun in Verbindung mit einem Bezug tun und damit "in Wärme" beziehungsweise vom Herzen her tun.


Ich nehme aktiv an einem Ereignis teil für das meine Menschlichkeit, meine Verantwortung und meine innere Kreativität gefragt ist. Ich bin durch mein Mensch-Sein in der Lage etwas aktiv zu tun. Und das was ich tue, tue ich weise, in Übereinstimmung, in Rechtmäßigkeit, in Ehrfurcht, in Wärme.



Folge den Elementen als Stufen zur Betrachtung der Welt


Laut Georg Maier gelingt das Spüren und Verkörpern des bewussten Eingebundenseins in die Welt dadurch, dass wir die Elemente als Stufen der Naturbetrachtung nutzen, wie im Verlauf des Artikels beschrieben.


Zusammenfassend kann man folgende Stufen festhalten:

  • durch Wärmeaustausch (Feuer) wandeln sich die drei Aggregatzustände ineinander um: fest (Erde) -> flüssig (Wasser) -> gasförmig (Luft)

  • durch unsere anhaltende Willensanstrengung (Feuer) sind wir in der Lage, von der ersten Wahrnehmung von etwas Unbekanntem (Erde) zu einem umfassenderen Verständnis (Wasser) und zu einer vollständigen Erfahrung von etwas Gegebenem (Luft) zu gelangen

  • Identifizierung (Erde) + Reflexion (Wasser) + Transformation (Luft) + Fähigkeit zur moralischen Rücksichtnahme (Feuer)



Spüre dich als Teil vom Ganzen


Unbewusst sind wir stark in die Welt eingebunden. Jetzt geht es allerdings darum diese Einbindung auch ins Bewusstsein zu bringen. Sei kein Zaungast oder Wissenschaftler, der:die mit den Händen in den Taschen etwas von außen beobachtet. Nimm dich selbst als Akteur in dieser Welt ernst.


Sei dabei, wenn wir draußen in der Natur genau all das - sei es bewusst oder auch unbewusst - praktizieren und erfahren.


Verbinde dich mit deiner äußeren und inneren Natur bei einem meiner Events und Retreats oder tauche in einer 1:1 Begleitung tiefer.


 
Quellen:
  • Goethe, J. W. (1779): Gesang der Geister über den Wassern.

  • Holdrege, H. (2016): In Gratitude. In Context. 36: https://www.natureinstitute.org/article/henrike-holdrege/in-gratitude-georg-maier (abgerufen am: 04.04.2023).

  • Maier, G (1970): The Classical Four Elements as Different Ways of Approaching Nature. Übersetzt aus dem Deutschen von Henrike Holdrege (2017).

  • The Nature Institute (o.J): Georg Maier: Brief Background and Publications. https://www.natureinstitute.org/about/georg-maier (abgerufen am: 04.04.2023).


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