Lies, wie Laura Droße das letzte JOURNEY TO YOURSELF Retreat in Ägypten erlebt hat und sieh dir an, was sie durch die Linse ihrer Kamera eingefangen hat.
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Die Geschichte
Wie häufig hältst du inne und bemerkst: Eine weitere Woche ist vergangen, ist einfach so vorbeigezogen. Und an wie Vieles aus dieser Woche kannst du dich wirklich erinnern? Wieviele Male warst du wirklich in Verbindung - zu jemandem, deiner Umgebung, dir selbst? Wieviele Wochen deines Lebens gehen so vorüber?
Vielleicht gibt es eine Woche, um all das zu ändern. Eine Woche in der Wüste und am Meer.
Es ist März 2023 und ich sitze zum ersten Mal seit Jahren wieder in einem Flugzeug, um mich auf eine Reise zu begeben... ...a journey to myself, die mir einen Schlüssel offenbaren wird: Um mit ihm mein inneres tiefes Wissen wieder zugänglich zu machen, mich selbst „aufzuschließen“.
Nach einem endlosen grauen und nassen Winter in Berlin, finde ich mich in der trockenen goldenen Hitze Ägyptens wider. Stimmen von Fremden umgeben mich, welche bald mit mir um ein Feuer sitzen werden, aus der Tiefe ihrer Herzen miteinander teilend. Meine eigene Stimme klingt in meinem Kopf: Was zu finden bin ich hierher gekommen? Wem habe ich gehofft zu begegnen? Klänge aus dem Land der Erinnerungen. Meine innere Weisheit beginnt umherzuwandern. Ist es eine Flackern? Ein Fließen? Ein Flüstern? Vielleicht eine Stille. Höre hin!
Es scheint als wäre ich vor allem für die Wüste hergekommen, um mich selbst zu transformieren und meine Zeit in ein klares „Vorher und Nachher“ zu unterteilen. In meinen Morgenseiten schrieb ich: „Irgendwie hoffe ich, dass das Retreat zu einer Art Filter wird... etwas, das das Fragezeichen in mir aufklärt und ein Licht auf den Weg wirft, der vor mir liegt. Denn ohne Chance mich zu verstecken schwimme ich, von einem endlosem Ozean umgeben.“
Und ich kann es spüren, direkt im Moment des ersten Aufeinandertreffens. „Was ich hier lernen werde, ist: Die Kontrolle gehen zu lassen - oder die Illusion davon.“ Geschrieben am Abend vor unserem Aufbruch in die Wüste.
Ich fühle mich vollkommen leergeräumt von allem mir Vertrauten. Mental. Fundamental. Elementar, sozusagen.
Die Wüste
Schon verliere ich mein Gefühl für Zeit - für Stunde und Tag - fühle ich wie Dinge zurückbleiben. Alles ist langsamer; umgeben von uralten Steinen in allen Formen, Größen und Farben, hat Zeit schlicht keine Bedeutung mit Ausnahme von Sonnenauf- und untergang. Als der Abend Einzug hält, wandelt sich der wolkenlose Himmel über uns zu einem 360° Baldachin aus Pastellfarben. Gehalten zwischen steinernen Klippen, hier seit unbegreifbarer Zeit, blicke ich zu den Sternen und fühle mich wie am sichersten Ort der Welt.
Am Morgen wirft eine leuchtende tief orangene Kugel ihr Licht über die Szenerie; schmale Überbleibsel der Nacht im Osten, eine Mondsichel am blassblauen Himmel.
Die Erde ist staubig und hinterlässt einen dünnen weißen Film auf allem. Kein Tropfen Wasser, die Essenz von Trockenheit. Die orangene Kugel ist längst ihrem Weg vom Horizont gefolgt, zuerst über den südlichen Felsen, mit Vergehen der Mittagsstunde nach und nach das ganze Tal mit ihrem blendenden Licht erfüllend. Vom Wind gepeinigt, wird unser Tarp mit seinem Peitschen und Rütteln selbst ein Teil des Eindrucks, den dieser Ort in unsere Erinnerung schreibt. Zeit dehnt sich aus oder scheint sogar ganz stehen zu bleiben - wir leben in einem Zeit-Vakuum oder sogar einem Raum-Zeit-Vakuum.
Ich hatte erwartet der Wüste zu begegnen und war voller Vorfreude. Hatte erwartet einige Schichten meiner Selbst zu offenbaren und war okay (genug) damit. Ich wusste es würde Movement Sessions geben, und sah ihnen mit Unbehagen entgegen.
Doch in dieser Welt außerhalb der Welt geschieht, was nirgendwo sonst und in keinem Jahr zuvor hätte passieren können: Ich tanze. Am äußeren Rande des Geschehens, doch sichtbar und im Freien. Nicht mit einem Mal von aller Angst befreit, doch mich frei von jedweden Regeln bewegend - einzig meiner inneren Weisheit lauschend. Ich entscheide mich, diese trockenste aller Wellen zu surfen, fluide zu werden, meinem Rhythmus und inneren Selbst zu folgen. Mich hinzugeben.
Am Nachmittag eine stille Wanderung ins Wadi. Schweigend und mit jedem Schritt tiefer in die Schlucht hinein, die einst der Grund eines Ozeans war. Wir finden Muscheln und versteinerte Überbleibsel einer längst vergangenen Zeit. Ab und an halte ich inne und lasse mich von diesem Ort halten, von seiner Stärke, seinem Trost. Der Boden hart, doch sanft unter meinen Füßen. Ich bin verbunden mit einem Ozean, der einst existierte.
Relikte. Deep time. Unausweichliche Veränderung. Innere Ruhe trifft auf äußere Stille. Es ist wunderschön. Poetisch. Schmerzhaft. Und vielversprechend.
Jede:r von uns kreiert ein eigenes Kunstwerk, mit unseren Händen, nicht unserem Verstand. Was wir in diesem Moment in unseren Seelen fühlen, gemacht für genau diesen Moment und um von niemandem sonst betrachtet zu werden außer dieser kostbaren Gruppe Menschen, die den Pfad dieser Reise gemeinsam beschreiten. Unsere Kunstwerke werden hier zurückbleiben und bald schon verschwunden sein.
In der Nacht seltsame Träume voller Menschen aus meiner Vergangenheit. Was ist es, das ich hier zurücklassen werde?
Die letzten Momente vor einer Transformation, die so tiefgreifend ist, das wir sie kaum erahnen können...
Durch die Fenster unseres Jeeps scheint sich die Wüstenszenerie plötzlich vor meinen Augen in alle Richtungen auszudehnen und mir mehr Zeit zu verschaffen, um mich vollends von ihr verabschieden zu können. Ich sehe einen Scheich im Rückspiegel; das Radio spielt fremde Melodien, die sich mit den sanften Wellen auf der sandigen Straße synchronisieren.
Das Meer
Um 05:39 schlage ich die Augen auf und werfe ein paar Klamotten über, um den Sonnenaufgang am Ufer zu begrüßen. Endlich wieder am Wasser. Etwas in mir verbindet sich und löst sich gleichzeitig auf, wann immer ich in der Nähe von Wasser bin - so dass ich selbst der Strom werde, die offene Wasserfläche; Gefühle und Beschwernisse auf einer größeren Fläche verteilend und dadurch leichter werdend. Der Ozean eine unvergängliche Liebe, doch auch Seen und Flüsse, Wasserfälle, Quellen und der Regen. Und selbst eine Dusche, als letzte Zuflucht an dunklen Tagen.
Tagelang füllte der Wüstenwind meinen Kopf mit nichts außer sich selbst. Hier angekommen, erwacht ein ganz neues Bewusstsein für das Rauschen des Windes in Bäumen und Sträuchern. Die unsichtbare Luft und ihre versteckte Schönheit: Stärke. Bewegung. Verbindende Pfade. Aus dem Nichts auftauchend, den Status Quo ändernd. Den Geist und all seine Möglichkeiten öffnend, Neugier und Kreativität weckend und alles miteinander zu einem Tanz einladend. Welchen Weg werde ich von hier aus einschlagen?
Unsere Gruppenübungen unterstützen mich auf der Suche nach den Antworten zu dieser Frage. Während wir die Räume erfahren, die wir miteinander teilen, aber auch für uns selbst halten, die Grenzen, welche wir aufbauen, aber auch ziehen lassen wollen - erwacht auch unsere Fähigkeit völlig zu vertrauen, uns gehalten zu fühlen in der Wärme unbekannter Augen, und liebkost von den aufrichtig gesprochenen Worten gerade erst getroffener Seelen.
Ein weiterer Morgen, 05:37, ich liege auf den hölzernen Bohlen bis die Sonne vollends aufgeht, meditiere umgeben von Wasser. Vor meinen geschlossenen Augen wandert das Orange höher und ich kann das Glitzern des Sonnenlichts auf der glatten Wasseroberfläche der Lagune spüren.
Ich besuche „meinen Baum“, lehne an seinem Stamm, ein paar Tränen bahnen sich ihren Weg. Er beruhigt mich unter seinen Armen und mit unzähligen kleinen Fingern, streichelt meinen Geist mit seinen flüsternden Blättern. Über meinem Kopf halte ich mit beiden Händen einen starken Ast, erschaffe ich eine Verbindung zwischen uns: dem Baum, dem Mensch, der Erde.
Mit jedem Jahr lerne ich die Erd-Qualitäten in mir selbst mehr zu schätzen. Mein Geerdet-Sein, das Nährende und die Sicherheit, die ich verkörpern kann. Die Essenz des Lebens und die Verbundenheit zu dieser Erde und all ihren Lebewesen. Selbst Samen zu setzen und der Boden zu sein, auf welchem gebaut werden kann.
Einen Tag verbringen wir auf dem Meer. Mein Kopf lehnt am Türrahmen der Jacht, ich versuche den Moment einzusaugen: Die Farben des Ozeans, ein tiefes, doch strahlendes Türkis, dunkles Tintenblau und schlammiges Grün unter der Oberfläche direkt am Riff, auf Fotos niemals so einzufangen. Genau wie die Berge und Täler der Wellen. Den Ozean nimmt man am besten in Gefühlen mit sich.
Auf unserem Rückweg hat sich das Meer etwas beruhigt, die Wellen noch immer majestätisch, doch runder, weicher, länger... in der untergehenden Sonne ändert sich die Atmosphäre. Kein beißendes Licht mehr, keine grellen Farben, einzig gedeckte undurchdringliche Blautöne, ein warmer Pastellhimmel und eine sanft pfirsichfarbene Sonnenkugel, die langsam gen Horizont sinkt, sich dann für die Nacht versteckt. Dies war schon immer meine Zeit, wenn das Unerzählte, das Unbekannte, die Realität hinter dem Vorhang der lauten Tageszeit beinahe greifbar scheint...
Diese tiefblauen Wellen und ich verbinden uns, als ich Steuerbord aufs Wasser blicke. Ich brauche mich nicht festzuhalten um mich sicher zu fühlen oder die Balance zu finden. Der Ozean und ich sind in Einklang. Ich schließe meine Augen und fühle das Aufsteigen und Sinken, eine Stärke, doch auch eine sanfte Umarmung. Alle Geschichten dieser Welt sind genau hier, die Essenz dieses grandiosen, miteinander verflochtenen Ding namens Erde. Unter dem Meer ist immer Erde, eines Tages wird auch dies eine Wüste sein, ein Ozean, der einmal war. Alles ist Eines. Eines ist Vieles. Manchmal braucht es weder Namen noch Zahlen.
Ein letzter Tag zwischen dem Vorher und Nachher, die Welt noch bis mindestens morgen aufgeschoben. Wie einer dieser unbekümmerten Sommertage, erfüllt von einer beinahe vor-erwachsenen Leichtigkeit. Nichts, um das sich gekümmert oder an das gedacht werden müsste, keine Aufgaben. Ich spüre die Wärme der Sonne auf meinem Gesicht. Könnte das meine Verbindung zu Feuer sein? Wärme? Ein fürsorgliches Herz...? Doch dieses Kapitel wurde noch nicht geschrieben, dieses Feuer wird ein andermal entzündet werden.
Wieder zurück
Mein dritter Tag zuhause. Was ist mit mir gekommen? Welche Erinnerungen haben in meiner Seele einen Anker gesetzt? Habe ich etwas dort zurückgelassen?
Wer bin ich nun - habe ich mich verändert?
Ich fühle mich wieder näher an meinem Inneren. Bin erfüllt von neuem Vertrauen, dass eine liebevolle und fürsorgliche Welt wirklich möglich ist. Das ist es wofür ich stehe. Ich erschuf einen Baum in der Wüste, schrieb ein Gedicht auf dem Meer und nun bin ich Zuhause.
This is it.
Hier ist es, wo das Ich dem Jetzt begegnet. Der Wind und die Wellen kennen meinen Namen.
Sei dabei
JOURNEY TO YOURSELF
ein Retreat in der Wüste & am Meer
Ägypten
Fotos und Text von Laura Droße.
Alle Bilder unterliegen dem Urheberrecht.
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